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Abed Abdi

Ein Redaktionell bearbeitetes Interview Abed Abdi mit Art in Networks.

  • May 07 2024
  • Art in Networks

“Ich reiste in die DDR mit einer Empfehlung der Kommunistischen Partei Israels und der Korrespondenz mit Lea Grundig, damals Professorin an der Kunsthochschule in Dresden. Mein Studium begann Ende 1964. Sie war erfreut, mich als Student bei sich zu haben.

Die Begegnung mit der für mich neuen Welt war sehr inspirierend. Ich hatte bereits Kenntnisse über deutsche Kunst, besonders durch Werke von Käthe Kollwitz, von der ich dachte, dass sie Lea Grundig sei, bis ich lernte, dass Lea Grundig Kollwitz' Schülerin war. Beide beeinflussten mich stark, besonders, da ich als Kind im Flüchtlingslager aufwuchs. Lea Grundig war im Konzentrationslager gewesen. Ihre Weltanschauung, ihre Sicht auf die Welt hat mich unheimlich berührt. Ich kam 1942 in Palästina auf die Welt und wurde 1948, als Israel gegründet wurde, mit meinen Eltern zum Flüchtling. Wir lebten zunächst in einem Lager im Südlibanon und später in Syrien, bevor wir 1951 zurückkehren konnten. 

 

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Meine Zeit in der DDR hatte eine enorme Wirkung auf mich – nicht nur methodisch in der grafischen Kunst, sondern auch in Bezug auf Beziehungen zu anderen Ländern und zur revolutionären Kunst, die ich als palästinensische Minderheit in meinem Land brauchte. Lea Grundig porträtierte mich und ich sammelte Radierungen von ihr und anderen Künstlern. Inspiriert von meinen Kollegen und Lehrern aus der DDR, schuf ich eine Serie, die Themen wie Freiheit und den vietnamesischen und kubanischen Kampf darstellte. Die Sehnsucht nach Heimat trieb mich immer an, solidarisch zu sein und die Schönheit der arabischen Welt zu zeigen. Die Akademie in Dresden gewährte mir eine Verlängerung, damit ich meine Frau in Ungarn heiraten konnte, und ich schuf ein Fresko für die Akademie. Auch nach meiner Rückkehr nach Israel Ende 1971 dauerten meine Liebe und Achtung für meine Lehrerinnen, die mich in neue Richtungen lenkten, an. Zu der Zeit beschäftigte mich die arabische Kalligraphie mit ihrer besonderen Schöpfungskraft. Ich versuchte, meine eigene Weltanschauung durch Grafiken zu entwickeln und meine Wurzeln mit meinem neuen Stil zu verbinden.”

Abed Abdi

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Redaktionell bearbeitetes Interview Abed Abdi mit Art in Networks (Ausschnitt), 19.04.2022, https://artinnetworks.webspace.tu-dresden.de/de/beitraege/aus-haifa-an-die-hfbk


Art in Networks: The GDR and its Global Relations ist eine interaktive digitale Plattform der TU Dresden, die Verbindungen von Künstler:innen, Museen und anderen kulturellen Akteur:innen in der DDR in ihren internationalen Netzwerken sichtbar macht.


Abed Abdis umfangreiches Werk besteht aus Grafiken, Zeichnungen und Gemälden. Er kam 1964 über den Kommunistischen Jugendverband aus Haifa in die DDR und studierte von 1964 bis 1971 an der Hochschule für Bildende Künste Dresden (HfBK) Freie Grafik und Wandmalerei. http://www.abedabdi.com



  • IMAGE CREDITS

     

    Cover: Abed Abdi, The New Prophet, 1968/1971 © Abed Abdi, courtesy of the artist.

    fig. 1: Abed Abdi, Let There Be Peace, 1976 © Abed Abdi, courtesy of the artist.

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