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ARTIST PROFILE: EMMANUELLE CASTELLAN

Emmanuelle Castellan reagiert in ihren Bildern auf Gegebenheiten ihrer Umwelt. Aber sie nimmt sie nicht einfach so hin. Die Malerin produziert ihre Farben selbst, mischt, sehr ökonomisch, zugängliche Produkte, Farbpigmente und Öl. Existierende Bilder, Historisches und Zeitgenössisches, meist aus dem Internet, stellen die Fragen: Was ist die Beziehung der Malerei zur Welt? Was ist die Beziehung der Malerin und ihrer Arbeit in der Gegenwart? In dem sie Teile, z.B. in Collagen, verbindet oder gefundene Sujets in ihre Kompositionen übernimmt, bringt sie Bestehendes in neue Blickfelder. 

Different perspective ist eine Collage, in der Castellan hinterfragt, wer eigentlich wen ansieht. Gesellschaftlich, politisch und persönlich. Als sie sich mit französischen Plakaten der 30er Jahre und deren kolonialistischen Zeichnungen auseinandersetze, wollte sie den kolonialistischen Blick auf das Selbst richten. Die Kompositionen der Plakate hat sie dafür behalten, aber das superieure Auge sieht jetzt in eine andere Richtung. Die Augen (metaphorisch für die Zuschauer stehend) sind eine Referenz zu den aus der griechischen Kultur kommenden Blauen Augen - Nazar Boncuk. „Diese Augen sehen uns an. Wir müssen auch akzeptieren von anderen Ländern kritisiert zu werden.“ sagt sie, als ich mit ihr telefoniere. Sie nimmt hier Bezug auf die Eleganz und gleichzeitig rassistischen Aussagen der historischen Poster. 

Die Arbeit Front ziert das Kapitel Sounds Political dieser Arts of the Working Class Ausgabe. Die Spinne kam aus dem Internet, und findet sich als Ohr des teilweise selbstreferentiellen Kopfes der Künstlerin wieder. Das Insekt mit Störfaktor suggeriert Unsicherheit und Ärger, und eine Form von Gefahr die nicht leicht zu verorten ist. Einer Kritik an Machtverhältnissen folgt schnell Kritik an sogenannter Schwäche, wie Castellan es selbst erfahren hat. Das für sie „weibliche Rosarot“ vertritt hier die Position der Kunst in der man sofort spüren kann wenn sie aufbegehrt, auch wenn sie es subtil tut. Aufgedeckt wird das Wissen um die Fäden des Einflusses in Propaganda (2021). Keineswegs verschwörungstheoretisch sondern mit Klarheit und Leichtigkeit steht Castellan der Schwere unserer Zeit gegenüber. 

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Banner: how much, 2022

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This Contribution was released with the support of Rudolf Augstein Stiftung, Bundesverband Soziokultur, Neustarthilfe, Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien.

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