In seiner künstlerischen Praxis konzentriert sich Pham auf die vielschichtige Bedeutung, die durch Beschaffenheit, Anordnung und Gegenüberstellung empfindlicher Materialien hervorgerufen wird. Er nutzt die Eigenschaften von Blumen, Papierstücken, Stoffen oder Ton, um verletzliche Geschichten und Akte der Ermächtigung, Selbstbestimmung und sozialen Mobilität zu symbolisieren – und dadurch Identität in ihren Überschneidungen von Geschlecht, Rasse und Klasse zu reflektieren. Damit untergräbt er das, was Besucher*innen womöglich als Erstes mit empfindlichen Materialien assoziieren.
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Als erstgeborener Sohn vietnamesischer Vertragsarbeiter wuchs Pham in Sachsen auf. Laut einem Interview mit der taz wurde Phams Erziehung von einem starken Anpassungs- und Leistungsdruck begleitet, nach dem Leitsatz: „Du musst immer doppelt so gut sein wie die anderen, du musst gehorsam sein und darfst nicht auffallen.“ Seine Eltern kamen Anfang der 80er Jahre als sogenannte Vertragsarbeiter*innen in die DDR. Kontakte zu Deutschen und Integration waren nicht erwünscht, Arbeitsverträge waren befristet. Nach der Wiedervereinigung durften nur diejenigen bleiben, die Arbeit hatten. Der Aufenthaltsstatus seiner Eltern war bis 1997 unklar, dazu kam die rassistische Stimmung und die Gewalt der Nachwendezeit.
Phams Aufwachsen war geprägt von einer internalisierten Unsichtbarkeit und Unsicherheit. Dadurch entwickelte sich auch der Drang, damit radikal zu brechen und sich der Assimilation an das diskriminierende und gewalttätige Umfeld zu verweigern, die viele in Deutschland erleben. Pham nahm sich den kreativen Raum, seinen Körper als politisches Medium zu nutzen, um Kontrolle darüber zurückzugewinnen, was seinem Körper zugeschrieben wird und wie er gelesen wird.
fig. 2
Heute lebt und arbeitet Pham als Künstler in Berlin. Seine Werke sind aktuell Teil der Ausstellungen “Echos der Brüderländer” im HkW Berlin und dort bis zum 20. Mai 2024 zu sehen als auch in “MENSCHENanSCHAUEN. Von Blicken zu Taten” im Stadtmuseum Dresden bis zum 7. Juli 2024.
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- IMAGE CREDITS
Cover: Daijobou, 2022-2023. © and courtesy of the artist.
fig. 1: AAA (adaptation - affection - affirmation), 2023. © and courtesy of the artist.
fig. 2: C.C. - Don’t Kiss Me, 2018. © and courtesy of the artist.