Der folgende Text ist eine bearbeitete, leicht aktualisierte Version eines Gesprächs zwischen Isabel Frey und Michael Sappir mit dem Titel "When Antifa is the Enemy”, der 2021 in Jewish Currents veröffentlicht wurde. Angesichts der vehementen Zunahme antidemokratischer Maßnahmen, die die deutsche Regierung nach dem 7. Oktober ergriffen hat, hält es die AWC-Redaktion für notwendig, die Instrumentalisierung des Anti-Antisemitismus als deutsches Schuldmerkmal weit vor dem Anschlag zurückzuverfolgen. Die Verantwortung dafür geht teilweise auf die politische Fraktion der Linken zurück, die sich „Antideutsche“ nennt, und gegenüber Israel zum einen bedingungslose Unterstützung proklamiert, den Zionismus zum anderen als integralen Bestandteil ihrer antifaschistischen Politik betrachtet und sogar das Recht beansprucht, zu definieren, wie sich Juden im Rahmen der Kritik an der israelischen Regierungspolitik zu positionieren haben. In der Praxis führt diese Tendenz zu einigen widersprüchlichen Haltungen: Selbsternannte Anarchisten schwenken die israelische Flagge oder auch Antifa-Gruppen, die bei Protesten "Fuck the police" skandieren und parallel in den sozialen Medien Memes von israelischen Kampfjets posten, die über Auschwitz fliegen.
In Wien wurde Frey von der lokalen Antifa Gruppe öffentlich als auch auf Social Media angegriffen und des Antisemitismus beschuldigt, u.a. wurden dabei ihre Zitate aus dem Zusammenhang gerissen, nachdem sie darüber gesprochen hatte, dass Juden und Jüdinnen unabhängig von ihrer Identität von weißen oder Klassenprivilegien profitieren könnten. Inmitten dieses Durcheinanders sprach Frey mit Sappir, einem jüdisch-israelischen antifaschisten und sozialistischen Aktivisten, der in Leipzig lebt und etwas Ähnliches erlebt hat: Ein linker Klub hatte seinen Vortrag über die Geschichte der jüdischen Linken im Vorkriegseuropa abgesagt, weil in der Veranstaltungsbeschreibung vom "deutschen Imperialismus" die Rede war, und er an anderer Stelle das Recht des Boykotts Israels verteidigte. Michael Sappir beschloss, sich mit anderen jüdisch-israelischen Linken in Leipzig zu organisieren und gründete im März 2021 ein neues Aktivist:innenkollektiv namens JID (ausgesprochen Yid), kurz für "Jüdisch-israelischer Dissens". Kurz danach trafen sich Sappir und Frey über Zoom, um über die Gründung von JID zu sprechen, über ihre Erfahrungen von der antideutschen Linken gecancelt zu werden, als auch über ihre Perspektiven auf jüdische Identität in Deutschland und Österreich.
Isabel Frey: Welche Erfahrungen hast du mit der Antideutschen in Leipzig gemacht?
Michael Sappir: Als ich 2019 von Tel Aviv zurück nach Leipzig zog, wollte ich unbedingt in die politische Arbeit einsteigen. Schließlich ging ich zu einem offenen Treffen einer lokalen Antifa-Gruppe, wo ich plötzlich mit Einladungen zu Vorträgen konfrontiert wurde, die mit zionistischen Parolen wie "Israel: Die einzige Demokratie im Nahen Osten“ betitelt waren. Ich war schockiert, und es dauerte ein Jahr, bis ich zur politischen Arbeit zurückkehrte. Je mehr ich sie kennenlernte, desto mehr sah ich, dass diese Gruppen, die sich Antideutsche nennen, nur kulturell zur Linken gehören, politisch aber nicht mehr. Im Sommer 2020 schloss ich mich dann einigen Israelis an, die mit anderen in Leipzig eine Demonstration gegen die Annexion des Westjordanlandes an Israel organisierten. Kaum hatten wir die Demo beendet, kamen die Teilnehmer:innen - viele von ihnen Palästinenser:innen und Syrer:innen - auf uns zu, um sich zu bedanken. Sie erzählten uns, dass sie von lokalen Antifa-Gruppen körperlich angegriffen worden wären, wenn sie versucht hätten einen solchen Protest zu organisieren. Das war die erste Veranstaltung, aus der der Jüdisch-israelische Dossens (JID) entstand. In Leipzig wurde die linke Szene traditionell von antideutscher Politik dominiert. Aber es gab auch viel Unwissenheit über Israel und Palästina. Als Israelis dachten wir, dass wir etwas bewirken können, indem wir deutschen Linken Zugang zu unseren Erfahrungen verschaffen. Wir wollten, dass sie verstehen, dass es nicht so einfach ist wie "Israel und die Juden gegen all die Bösen". Das ist nicht nur sehr vereinfachend, sondern entmenschlicht auch Juden und Jüdinnen, weil es uns die kollektive Menschlichkeit abspricht, die schließlich darin besteht, dass wir unterschiedliche Meinungen, innere Konflikte und Differenzen haben.
IF: Der politische Mainstream in Deutschland und Österreich ist philosemitisch. Juden und Jüdinnen werden auf diese pseudotolerante Weise fetischisiert und es wird angenommen, dass sie einheitliche Interessen haben. Was denkst du unter diesen Bedingungen darüber, sich zu organisieren?
MS: Ich denke dabei an das Konzept des "Gedächtnistheaters", auf das ich zum ersten Mal durch den Dichter und Schriftsteller Max Czollek kam. Jüdische Politik ist im heutigen Deutschland durch das "Gedächtnistheater" strukturiert, indem wir zwar nicht direkt zum Schweigen gebracht, aber uns dennoch sehr spezifische Rollen zugewiesen werden - alle im Zusammenhang auf das Dreieck Israel, Antisemitismus und den Holocaust. Ich finde es wichtig zu betonen, dass die Antideutschen dabei ein Symptom für etwas Größeres sind, diese größere Dimension, wie die Gesellschaft mit jüdischen Menschen umgeht und wie uns das einschränkt. So reagierte JID, als mein Vortrag von einem linken Kulturzentrum abgesagt wurde. Der Vortrag sollte sich eigentlich um ein Buch von Alain Brossat und Sylvie Klingberg drehen: »Revolutionary Yiddishland: A History of Jewish Radicalism«. Über die Geschichte der jüdischen Linken in Europa, das mich persönlich inspirierte, weil es zeigt, wie marginal der Zionismus für die Juden und Jüdinnen der Arbeiter:innenklasse im Vorkriegseuropa war.
IF: Ein Grund weswegen ich durch meine Rede bei der Hanau-Gedenkfeier in Wien in Schwierigkeiten geriet, war, dass ich als Jüdin über meine Klasse und weißen Privilegien sprach. Doch im österreichischen Gedächtnistheater können Juden und Jüdinnen nur die am stärksten unterdrückte Minderheit sein. Ich stelle mir vor, dass JID wahrscheinlich noch mehr mit dieser Erwartung kollidiert.
MS: Ja, obwohl das israelische Verhältnis zu Macht und zur Opferrolle komplizierter ist. Auf der internationalen Bühne propagiert Israel die Vorstellung von Juden und Jüdinnen als ewige Opfer der Geschichte; das ist ein entscheidender Aspekt, wie Israel sein Vorgehen verteidigt, insbesondere wenn es kritisiert wird. Aber parallel sagt die Dialektik des Zionismus: „Wir waren diese historischen Opfer. Wir wurden fast zerstört – und unsere Antwort darauf ist, eine starke Militärmacht zu sein.“ Die antideutsche Linke steht vor einem ähnlichen Widerspruch, wenn sie die militärische Macht Israels feiert, weil sie dabei die Macht Israels auch nicht leugnet. Es gibt einen Aufkleber, den die Antideutschen gerne in Leipzig anbringen, auf dem in Blau und Weiß „Am Yisrael Chai“ (übersetzt “das Volk Israel lebt“) steht, mit dem Mossad-Logo darauf und einer Drohung an Antisemiten: „Euch wird der Mossad holen.“ Als ich das per WhatsApp an eine Gruppe linker israelischer Freund:innen schickte, fragte eine:r von ihnen: „Ist das so ein Nazi Ding, soll damit Paranoia gegen Juden verbreitet werden?“ So lesen wir diese Sachen – die Fantasie von Israels internationaler Macht kommt uns antisemitisch vor.
IF: Als JID Anfang 2021 mit seiner Webseite online ging, stand da: „Wir alle haben unterschiedliche, oft ambivalente Beziehungen zu den Bezeichnungen ‚jüdisch‘ und ‚israelisch‘“. Und dass ihr euch nicht unter einem nationalen oder ethnischen Banner organisiert. „Dennoch“, fügtet ihr hinzu, „haben wir uns bewusst dafür entschieden, unsere Identität zu betonen, weil uns die Diskussionen über Antisemitismus und 'Israelsolidarität' auf besondere Weise im Bezug auf unseren Hintergrund betreffen, und auch, weil unsere Herkunft es uns erlaubt, dort unsere Stimme zu erheben, wo andere gewaltsam zum Schweigen gebracht werden." Für mich klingt das fast so, als hätten ihr keine andere Wahl gehabt.
MS: Wenn wir keine jüdischen Israelis wären, könnten wir in der philosemitischen Atmosphäre in Deutschland überhaupt nicht über Israel/Palästina sprechen. Wenn wir über Palästina sprechen, versuchen wir, unsere privilegierte Stellung als Juden und Jüdinnen zu betonen – und dass wir uns zu diesen Themen auf eine Weise äußern können, die den Palästinenser:innen nicht möglich ist. Die Leute hören uns zu, weil wir jüdisch sind, aber das bedeutet oft auch, dass sie die riesige palästinensische Diaspora in Deutschland ignorieren. Dennoch haben viele Israelis, die nach Deutschland ziehen, ein ambivalentes Verhältnis zum Zionismus und zum Judentum. Viele von uns haben festgestellt, dass wir uns nicht mehr so identifizieren wollen. Als ich zum ersten Mal nach Deutschland kam, wollte ich einfach nur ein Deutscher werden - zu den „normalen Menschen“ gehören. Aber mit der Zeit wurde mir bewusst, dass ich meinen Hintergrund niemals ändern kann und dass es auch nicht nötig sein sollte. Da der Diskurs über Israel in Deutschland unmittelbar mit dem Diskurs über Antisemitismus verbunden ist, ist es wichtig zu zeigen, dass wir uns mit Antisemitismus auseinandersetzen. Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, wurde einmal in einem Interview mit Hanno Hauenstein für die Berliner Zeitung gefragt, was er von antizionistischen Israelis in Deutschland hält, die sich gegen die israelische Politik aussprechen, und er sagte, er würde sich wünschen, dass wir sensibler mit der historischen Verantwortung Deutschlands für den Holocaust umgehen. Das ist so eine Chuzpe. Wir haben uns entschlossen, unsere Gruppe Jüdisch-israelischer Dissens zu nennen, um deutlich zu machen, dass wir von Antisemitismus betroffen sind und um zu zeigen, dass Zionismus nicht die einzige Antwort darauf ist und nie war.
IF: Ich mache mir manchmal Sorgen, dass bestimmte Teile der jüdischen Linken im Kampf gegen den Antisemitismus so sehr auf die Defensive setzen, dass sie vergessen, ihn tatsächlich zu bekämpfen. Aber inmitten des zunehmenden Antisemitismus von Rechts müssen wir eine Strategie finden, um den Antisemitismus offensiv zu bekämpfen, denn wir befinden uns in einer verletzlichen Position. Das Absurde an den Situationen, in denen du und ich uns im deutschsprachigen Raum im Allgemeinen befinden, ist, dass jüdische Linke von nichtjüdischen Linken des Antisemitismus beschuldigt werden. Für mich sind diese Vorwürfe eine Weise, unsere jüdische Identität zu verunglimpfen, und zu sagen, dass wir die "falsche Sorte" von Juden sind. Ich frage mich immer wieder: Sind diese Anschuldigungen selbst eine Art von Antisemitismus?
MS: Ich denke, es ist ein Ausdruck von Antisemitismus. Es sind Nicht-Juden, die entscheiden, welche Rollen Juden und Jüdinnen spielen dürfen. Aber ich vermute auch, dass es nicht sinnvoll ist, dies öffentlich als Antisemitismus zu bezeichnen. Wenn man gegen die Instrumentalisierung des Antisemitismusvorwurfs vorgehen will, muss man sehr vorsichtig sein, wenn man Anschuldigungen erhebt.
IF: Sowohl in der israelischen als auch in der jüdischen Diaspora-Erfahrung in Europa ist der Zionismus dazu übergegangen, fast die gesamte jüdische Identität zu erfassen. Es scheint als führe ein Weg, um das rückgängig zu machen, über die Auseinandersetzung mit der Geschichte der Diaspora. Es muss nicht unbedingt jiddische oder revolutionäre Geschichte sein, aber über die Geschichte innerjüdischer Klassenkonflikte, ethnischer Unterschiede, Dialekte und diasporischer Kulturen zu lernen könnte jüdischen Linken helfen, die Komplexität des jüdischen Lebens zu erfassen. All das wird ausradiert - nicht nur von der Antideutschen, sondern auch im Post-Holocaust-Erinnerungstheater in Deutschland und Österreich.
MS: Was du ansprichst, ist eine Pluralität jüdischer Erfahrungen. Es gab viele verschiedene jüdische Kulturen – die frühen Zionisten sahen insbesondere in der Pluralität der jüdischen Sprachen eine Bedrohung für die Etablierung des Hebräischen als gesprochene Sprache. In Israel gab es in den letzten Jahren ein wachsendes Interesse an Diaspora-Sprachen wie Jiddisch, Ladino und Judäo-Arabisch gab, diese Pluralität bedroht niemanden mehr. Aber ich denke, in der Diaspora ist es immer noch eine gute Möglichkeit, unsere Identität neu zu definieren, ohne dass sich alles um Israel dreht.
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ENG
The text below is an edited, slightly updated version of a conversation between Isabel Frey and Michael Sappir titled “When Antifa is the Enemy” published in 2021 in Jewish Currents. In the fast upsurge of anti-democratic measures adopted by the German government after October 7th, AWC editors consider it urgent to trace back the weaponization of anti-antisemitism as a German–guilt trait way before the attack. The responsibility goes partially to the political faction of the left called Antideutsche, which proclaims unconditional support for Israel and considers Zionism an integral part of their antifascist politics, and even claims the right to define how Jews should position themself within the critique of Israeli government policies. In practice, this tendency leads to some contradictory stances: self-proclaimed anarchists waving the Israeli flag or Antifa groups chanting “fuck the police” at protests while posting memes of Israeli fighter jets flying over Auschwitz on social media.
Frey faced the ire of the Antideutsche in Vienna, where she was publicly attacked by the local Antifa group, who, falsifying quotes and ripping others out of context, posted public statements on social media that accused her of antisemitism for speaking about how Jews could still benefit from white or class privilege, ignoring her Jewish identity. Amid this mess, Frey talked with Sappir, a Jewish-Israeli antifascist and socialist activist living in Leipzig who experienced something similar: A left-wing cultural center canceled his talk about the history of the Jewish left in pre-war Europe because of a mention of “German imperialism” in the event’s description as well as his defense, elsewhere, of the right to boycott Israel. Michael decided to organize with other Jewish-Israeli leftists in Leipzig, launching a new activist collective in March 2021 called JID (pronounced Yid), short for “Jewish-Israeli Dissent.” Soon after, Sappir and Frey got together on Zoom to discuss the launch of JID, their experiences of being “canceled” by the Antideutsche left, and their perspectives on Jewish identity in Germany and Austria.
Isabel Frey: What has been your experience with the Antideutsch in Leipzig?
Michael Sappir: When I moved back from Tel-Aviv to Leipzig in 2019, I was eager to get into political work. I ended up going to an open meeting held by a local Antifa group, where I was suddenly confronted by invitations to talks with Zionist slogans as the titles, like “Israel: The Only Democracy in the Middle East.” I was shocked, after this, it took me a year to return to political work. The more I got to know them, the more I saw that these groups called Antideutsche are only culturally part of the left; their politics are not anymore.
Then, in the summer of 2020, I joined a few Israelis who got together with others in Leipzig to set up a demonstration against the annexation of the West Bank to Israel. As soon as we finished the demo, participants—many of them Palestinians and Syrians—came up to thank us. They told us that if they had tried to organize a protest like this, they would have been physically assaulted by local Antifa groups. This was the first event on the way to Jewish-Israeli Dissent (JID).
In Leipzig, the left scene was traditionally dominated by Antideutsche politics. But there was also a lot of ignorance about Israel/Palestine, and as Israelis, we thought we could make a difference by giving German leftists access to our experience. We wanted them to understand that it’s not so straightforward as “Israel and the Jews versus all the bad guys.” Not only is this just simplistic; but it also dehumanizes Jews because it denies us the collective humanity of having different opinions, internal struggles, and disagreements.
IF: The political mainstream in Germany and Austria is philosemitic. Jews are fetishized in this pseudo-tolerant way and assumed to have unified interests. How do you think about organizing under these conditions?
MS: I think about this challenge through the concept of the “theater of remembrance,” which I first encountered through the poet and writer Max Czollek. Jewish politics in contemporary Germany is structured by this “theater of remembrance,” in that we’re not exactly silenced but, rather, given a few very specific roles to play, all in relation to the triangle of Israel, antisemitism, and the Holocaust. I find it important to emphasize that the Antideutsche are a symptom of something larger, this bigger dimension of how society treats Jewish people, and how that boxes us in. That’s how JID responded when my talk was canceled by a left-wing cultural center. The talk was just going to be about Revolutionary Yiddishland: A History of Jewish Radicalism a book written by Alain Brossat and Sylvie Klingberg about the history of the Jewish left in Europe, which was inspiring to me personally because it shows how marginal Zionism was for working-class Jews in prewar Europe.
IF: Part of why I got in trouble for my speech at the Hanau commemoration in Vienna was that I was speaking as a Jew about my class and white privilege. Yet in the Austrian theatre of remembrance Jews can only be the most oppressed minority. I imagine that JID, as Jewish Israelis, probably clashes even more with that expectation.
MS: Yes, although the Israeli relationship to power and victimhood is more complicated. On the international stage, Israel propagates the idea of Jews as history’s eternal victims; this is a crucial part of how Israel defends its actions, particularly when facing criticism. But at the same time, the dialectic of Zionism says, “We were these historical victims. We were almost destroyed—and our answer to that is to be a strong military power.” The Antideutsche left faces a similar contradiction when they celebrate Israel’s military might because they do not deny that Israel is powerful. There is this sticker that the Antideutsche like to put up in Leipzig, which says “Am Yisrael Chai” in blue and white with the Mossad logo on it, and a threat to antisemites that “we’re going to get you”. When I sent this to a group of leftist Israeli friends on WhatsApp, one of them asked: “So is this like a Nazi thing to spread paranoia against Jews?” That’s how we read this stuff—the fantasy of Israel’s international power comes across to us as antisemitic.
IF: When JID launched its website in early 2021, you wrote: “We each have different, often ambivalent relationships with the labels ‘Jewish’ and ‘Israeli,’” and that you would have preferred not to organize under any national or ethnic banner. “However,” you add, “we made a conscious decision to emphasize our identity, both because the discussions of antisemitism and ‘Israel solidarity’ affect us in specific ways related to our background, and because our background allows us to speak up where others are violently silenced.” To me, it almost sounds like you didn’t have a choice.
MS: In Germany’s philosemitic atmosphere, if we weren’t Jewish Israelis, we wouldn’t be able to speak up at all about Israel/Palestine. When we talk about Palestine, we try to stress our privileged position as Jews—that we can speak up about these issues in ways that Palestinians cannot. People listen to us because we’re Jewish, but that often means they’re ignoring the huge Palestinian diaspora in Germany. Still, many Israelis who move to Germany do have an ambivalent relationship to Zionism and Jewishness. Many of us have discovered that we don’t want to identify that way anymore. When I first moved to Germany, I just wanted to become a German—to be one of the “normal people.” But with time I grew to understand that I can never change my background and that I shouldn’t need to.
Because the discourse about Israel in Germany is connected to the discourse about antisemitism, it’s also important to show that we care about antisemitism. The German national antisemitism commissioner, Felix Klein, was once asked in an interview with Hanno Hauenstein for Berliner Zeitung, what he thinks about anti-Zionist Israelis in Germany speaking out against Israeli policies, and he said he wishes we would be more sensitive to Germany’s historical responsibility for the Holocaust. That is such chutzpah. We decided to call our group Jewish-Israeli Dissent to make it clear that we are affected by antisemitism and to show that Zionism is not and never was the only answer to it.
IF: I do sometimes worry that certain parts of the Jewish left are so much on the defense in the fight against antisemitism, that they forget to actually fight it. But amid the rising antisemitism on the right, we do need to find a strategy to get into the offense of fighting antisemitism, because we are in a vulnerable position.
What’s so absurd about the situations you and I found ourselves in, and in the German-speaking world more broadly, is that Jewish leftists are being accused of antisemitism by non-Jewish leftists. To me, these accusations are a way of denigrating our Jewish identities, of saying that we’re the “wrong kind” of Jew. I keep asking myself, are these accusations themselves a kind of antisemitism?
MS: I think it is an expression of antisemitism. It’s non-Jews deciding what roles Jews are allowed to play. But I also suspect it’s not useful to publicly call this out as antisemitism. If you want to work against the instrumentalization of accusations of antisemitism, you’ve got to be careful when you do levy the accusation.
IF: In both the Israeli and diaspora Jewish experience in Europe, Zionism has come to subsume nearly all of Jewish identity. It seems like the way to undo this goes through engagement with diaspora history. It doesn’t necessarily have to be Yiddish or revolutionary history, but studying histories of intra-Jewish class conflict, ethnic differences, dialects, and diasporic cultures could help Jewish leftists lay claim to the complexity of Jewish life. All that gets erased—not just by the Antideutsche, but in the post-Holocaust theater of remembrance in Germany and Austria.
MS: What you are talking about is a plurality of Jewish experience. There were many different Jewish cultures—the early Zionists saw specifically the plurality of Jewish languages as a threat to establishing Hebrew as the spoken language. While in Israel there was in recent years a growing interest in diaspora languages like Yiddish, Ladino, and Judeo-Arabic, this plurality doesn’t threaten anyone anymore. But I think that in the diaspora, it’s still a powerful way to reimagine our identities without it all being about Israel.
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- IMAGE CREDITS
Cover: Unknown Author, Children's drawing after the racist arson attack in Mölln, 1992. Aus dem DOMiD – Dokumentationszentrum und Museum über die Migration in Deutschland, Köln. © and courtesy the Böhler & Orendt.